CD/LP-Album
Ecocentic Records/Vendetta Records 2008
Das neue Album von Black Shape Of Nexus windet sich gerade durch meine Gehörgänge und lässt die Kinnlade nicht weniger herunterklappen als es bereits beim selbstbetitelten Vorgänger der Fall war. Nur einer Sache sollte sich jeder im Klaren sein: „Don’t expect any sludge or doom. This is raw, broken drone and ambient.“, heißt es in den Ankündigungen. Nein, b.son haben keineswegs ihren Stil geändert und verzichten ab sofort auf die durchschlagenden Dienste von Marius Z. „Microbarome Meetings“ konserviert b.sonsche Klangwelten aus einer Schaffensphase ohne Drummer im Frühjahr 2007. Demnach gibt es definitiv keine neuen Stücke im üblichen Sinne zu bestaunen. Dem einen wird das nicht gefallen. Der andere wird einfach dankbar dafür sein, dass er an diesem Sounderlebnis teilhaben darf. Wer schnell war und vor dem Veröffentlichungstermin orderte, sollte jetzt mindestens eine der auf 100 Stück limitierten Preorder CDs in den Händen halten, die es nicht nur musikalisch in sich haben. Die luxuriöse und mit kupferfarbener Schrift bedruckte Hülle beinhaltet neben einer schwarzen (!) CD jeweils ein anderes von insgesamt 25 unterschiedlichen Live Bildern, die Fans fotographisch festgehalten und zur Verfügung gestellt haben. Wer keine der handnummerierten Designstücke mehr abbekommen hat, wird mit Sicherheit auch nicht enttäuscht sein. Limitierung hin oder her, schlussendlich steht bei b.son die Musik im Mittelpunkt des Geschehens.
„Microbarome Meetings“ ist sowohl Albumtitel als auch Programm. So handelt es sich nach Aussagen der Band bei Mikrobaromen um durch Wettergeschehen verursachte, extrem niederfrequente Schwingungsüberlagerungen im Luftdruck mit einer Reichweite von tausenden Kilometern – also die umspannende Eindeckung des Planeten mit Infraschall. Besser kann man den Sound nicht umschreiben. Ein dröhnender Klangeppich breitet sich zäh von den Boxen der Anlage im Äther aus und versetzt alles in Vibrationen, er umschließt dich, durchfließt und lässt dich nicht mehr los. Süße Ambientklänge brechen wie Wellen sanft an deinen Füßen und lösen nur scheinbar die unterschwellige Beklemmung in dir auf. Verzerrte Schreie und atmosphärische Samples krallen sich in deinen Hauptvervenstrang und kriechen langsam hinauf bis zum Neocortex, den sie in Kribbeln versetzen wie tausende kleine Ameisenbeine. Du bist entspannt und verspürst diese unheimliche Angst…
B.son haben mit „Microbarome Meetings“ einen atemberaubenden Soundtrack für die Apokalypse erschaffen, der sich real über vier Akte und einen Zeitraum von ca. 65 Minuten bei gefühlter Unendlichkeit erstreckt. Ich komme mir vor, als wäre ich in einer universalen Endlosschleife gefangen, wie in der Abschlussszene des Films „Odyssee 2001“. Wieder einmal großartiges Ohrenkino und ich bleibe dabei – ANTIROMANTISCH! Auch wenn es wieder zu etymologischen Diskussionen führt. Mit der Namensgebung der einzelnen Titel haben sich b.son ebenfalls selbst übertroffen und reizen ihren Hang zum Minimalismus aus. Jeder, der wenigstens bis zum D buchstabieren kann, hat die Trackliste bereits auswendig gelernt.
Bewertung: 10 von 10