CD-Album
Caustic Eye Productions 2008
HYATARI sind wahre Ästheten der langsamen Klangkunst. Bereits im Jahr 2005 stellte das Quartett aus Huntingten (West Virginia, USA) mit dem Debut „ Light Carriers“ unter Beweis, dass guter Doom etwas mehr als schnödes Heruntergeschrammel von drei klassischen Akkorden im Zeitlupentempo ist. Was damals bereits beeindruckte, wird auf dem aktuellen Album „They Will Surface“ geradezu perfektioniert. Die Bands Swans, Black Sabbath, Neurosis, Godflesh, Sleep & Sunn O))) werden als musikalische Einflüsse zitiert. Grundsätzlich stellt diese Aufzählung eine gute Positionierung innerhalb des Genres dar, welche den inszenierten Klangwelten von HYATARI allerdings in keinster Weise gerecht wird. Die 6 Stücke sind wie die Akte eines Theaterstücks perfekt aneinandergereiht und bauen einen jeweils individuellen Spannungsbogen auf, der an Intensität kaum zu überbieten ist. Ruhige, ambiente Klänge breiten sich wie anmutige Landschaften vor dem Hörer aus und steigern sich hier behutsam in vehementes Aufbegehren. Dort wird die baumelnde Seele abrupt von Rifforkanen dahingefegt, um den Zuhörer anschließend mit der sprichwörtlichen Ruhe vor dem nächsten Sturm in Sicherheit zu wiegen. „They Will Surface“ ist so unberechenbar wie der Ozean: schier unendlichen Ausmaßes, in weiten Teilen entspannt und sanftmütig, unerwartet aufbrausend und tobend, zerstörerisch und erbarmungslos. Wie die Wellen an der Meeresbrandung verschlingen die Klänge stetig ein Stück deiner Seele oder nehmen sie sich rücksichtslos und mit aller Gewalt, unaufhaltbar. Dabei gehen HYATARI zu keinem Zeitpunkt cholerisch zu Werke, vielmehr führt die Musik bei mir zu einer Tiefenentspannung, die auch der beste Therapeut nicht hervorrufen kann. Definitiv ein Highlight des Doomjahres 2008 und eine Empfehlung für alle Liebhaber intensiver, experimentierfreudiger Musik mit Tiefgang.
Bewertung: 10 von 10
