CD-Album
psycheDOOMelic Records / Obscure Sombre Records 2009
HABSYLL aus Frankreich sind absolut masseninkompatibel. Nicht nur, dass das Logo auf dem Cover ihres Debutalbums „ MMVIII “ ohne hieroglyphische Vorstudien kaum zu entziffern ist, auch die Musik oder vielmehr der Lärm weist kaum nachvollziehbare Strukturen auf. Dabei gehen HABSYLL durchaus mit einem gewissen Grad an Kreativität zu Werke. Beide Tracks („I“ und „II“) erinnern mich auffällig stark an die Releases von Khanate, halten deren destruktivem Potential und schlussendlich auch dem künstlerischen Vergleich nicht stand. „ MMVIII “ bietet auf jeden Fall fiesen Noise/Drone Doom und ist absolut nichts für melodieverliebte Trauerklöße. Schunkeln wird also nichts, mitsingen geht auch nicht, außer man klingt von Haus aus wie Kermit unter der Kreissäge, gurgelt dazu täglich mit Salzsäure statt Mundwasser und kaut Stahlnägel zum Frühstück. Ich quäle mich jetzt erst einmal mit der ersten Platte von Khanate, was HABSYLL auch mal bei Gelegenheit machen sollten. Vielleicht können mich die Franzosen auf ihrer Europatour im Mai überzeugen, wer weiß!?
Nachtrag: Nach dem Genuss besagter Khanate Scheibe, genügend Schlaf und mehrmaligem Durchlauf des rezensierten Albums fühle ich mich der Fairness halber dazu veranlasst, meine Ausführungen geringfügig anzupassen. Logisch, dass mir der Sound bei ungenügender Lautstärke dünn und wenig differenziert erscheinen musste. Bei raumerfüllendem Lautstärkepegel offenbart "MMVIII" durchaus beeindruckende Schwingungstendenzen. Nicht im Sinne von Schunkeln (siehe oben), vielmehr muss ich mein Mobiliar davor bewahren, sich aus der Verankerung zu lösen und im Raum herumzuoszillieren. HABSYLL machen ordentlich Druck auf dem Trommelfell, dass es schon fast schmerzt, wenn sich die Bassfrequenzen überlagern und die Felle gemütlich aber äußerst kraftvoll gezüchtigt werden. Dabei strotzt vor allem Titel "I" vor Zerstörungswut und hinterlässt außer Schutt und Asche nur mentale Verwüstung bei mir. Ab der 6ten Spielminute von Titel "II" wandelt sich das, was ich oben als unstrukturierten Lärm bezeichnet habe in eine lebensfeindliche Druckwelle aus fies übersteuerten Riffs mit magenwändedurchstoßender Schlagzeugfolter und beängstigendem Brüllgrunzgekreische, um sich ab der zehnten Minute leider wieder in unspektakulären Noisebrei mit Röcheluntermalung aufzulösen. Mathematisch ausgedrückt, bieten die beiden Titel von " MMVIII " insgesamt 17+(29-25)=21 Minuten bösartige Drone Zerstörung. Nach künstlerischen Zugeständnissen und notwendigen Abzügen in der Haltungsnote ergibt sich dann eine angemessene Gesamtwertung.
Bewertung: 6 von 10