CD/LP-Album
Southern Lord 2009
The Unkindness Of Crows - so heißt das Debutalbum von EAGLE TWIN, welches kürzlich über Southern Lord veröffentlicht wurde. Das Duo, bestehend aus Gentry Densley („Throat, Baritone Guitar, several Amps“) und Tyler Smith („Drums, broken Sticks, and grizzly Spit“), stammt aus Salt Lake City. Diese Tatsache ist aber nur marginal für die spontan beim Anhören des Albums einsetzende Dehydrierung meines Körpers verantwortlich. Schuld daran sind vielmehr die Trockenheit und die Coolness, mit der sich EAGLE TWIN durch die Tracks arbeiten, welche mich sehr oft an die Melvins zu Beginn der 90er („Bullhead“) erinnern. Der Vergleich mit Sunn o))) und Earth hinkt indes, auch wenn er vom Label selbst in der Albumankündigung bemüht wurde. So man denn will, hört der eine oder andere auch Sleep und Om als Einflüsse heraus. Tatsache ist aber, dass tief dröhnende, tonnenschwere und übersteuerte Riffs den Sound dominieren. Ansonsten entspricht The Unkindness Of Crows keineswegs dem typischen Drone Klischee. Alleine das Vorhandensein eines Schlagzeugs spricht dagegen, hinzu kommen im unteren Bereich variierende Tempi, nachvollziehbare Songstrukturen, melodiöse Hooklines und der mit hoher Wahrscheinlichkeit whiskygegerbte, partiell sogar mehrstimmige Gesang. Auch der Abwechslungsreichtum innerhalb und zwischen den Tracks sowie ruhige, fast ambient anmutende Passagen zeugen von kompositorischer Kreativität und Eigenständigkeit. Das Album ist überaus eingängig, bleibt dabei spannend und weckt bei mir das Bedürfnis, es immer wieder abzuspielen. Bei jedem Durchlauf entdecke ich neue Details wie den an tibetanische Mönchsgebete erinnernden Gesang des Openers, charmant schräge, vom Blues geküsste Soli, fuzzy Riffs a la Wino, drückende Bass-only Parts, Stoner Vibes und vieles mehr.
Mit EAGLE TWIN verpflichtete Southern Lord nicht nur eine bemerkenswert frische Band, die verschiedene Genreschubladen aufzieht, bekannte Stilmittel auf einen Haufen wirft, um sie dann neu und vor allem einfallsreich zusammenfügen. Man knüpft Gott (oder wem auch immer) sei Dank endlich wieder an die alte Labeltradition fernab vom zeitweilig sehr überstrapazierten Black Metal Gebaren an. Übrigens, wem EAGLE TWIN gefallen, der sollte sich auch mit Gentry Densley’s anderer Band namens Ascend (auch bei Southern Lord) auseinandersetzen, es lohnt sich. Ich hole mir jetzt erst einmal eine neue 1,5l PET-Flasche Mineralwasser und höre mir The Unkindness Of Crows von vorne an. Es ist wie mit dem Rauchen: man weiß, dass es schädlich für die Gesundheit ist, aber man kann die Finger bzw. die Ohren einfach nicht davon lassen.
Bewertung: 10 von 10