CD/LP-Album
Blood Rock Records 2009
Einigermaßen gespannt betrat ich am späten Abend des 1. Mai die Marktwirtschaft in Halle/Saale, wo DOOMRAISER ihr aktuelles Album „Erasing the Remembrance“ vorstellen sollten. Gleich aus mehreren Gründen wirkten die Herren aus dem sonnigen Italien gereifter. Zum ersten hatte sich Cynar (Gesang) von seiner Rastamähne verabschiedet, was ihm deutlich besser zu Gesicht steht, zum zweiten hielt sich der Alkoholpegel der selbsternannten Heavy Drunken Doomer zumindest soweit in Grenzen, dass sie drittens und im Gegensatz zum Fiasko beim Doom In Bloom Festival 2008 die neuen Titel arschtight und mit enormem Druck präsentierten. Das Publikum war sichtbar begeistert und dankte es den Herren mit wilden Rockeinlagen, frenetischem Beifall und eindringlichen Zugaberufen, die auch justamente in die Tat umgesetzt wurden. Auch meine Wenigkeit zeigte sich so entzückt, dass die Kamera schneller als üblich in der Tasche verschwand, um sich der haarventilatorischen Extase hinzugeben. Da ich mir die LP und die Digipack Version von „Erasing the Remembrance“ bereits vor dem Auftritt gesichert hatte, entging ich der postumen Merch-Belagerung und der Gefahr, kein Exemplar mehr abzubekommen. Auftrag erfüllt!
Nun aber zum Wesentlichen: „Erasing the Remambrance“ läuft und läuft und läuft. In den Tagen nach dem Gig fiel es mir schwer, das Album überhaupt vom Plattenbeschleuniger zu nehmen. Nicht aufgrund der statischen Adhäsionskräfte zwischen Vinyl und Plattenteller, vielmehr ist der wachsende Suchtfaktor der sieben Titel schuld daran. Tat ich mich zunächst schwer mit der partiellen für DOOMRAISER Verhältnisse „deutlich“ angezogenen Geschwindigkeit, entpuppt sich genau dieses Merkmal als das Sahnehäubchen von „Erasing the Remembrance“. Nach wie vor zelebrieren DOOMRAISER ultrafetten Schleppdoom, der gepaart mit psychedelischen Elementen und einer ordentlichen Rockkeule für bis dato nicht vernommene Abwechslung sorgt. Entsprechend variiert Cynars Gesang und verleiht den Titeln ihren unverwechselbaren Charme. Auf alle Fälle haben DOOMRAISER sowohl instrumentalisch als auch kompositorisch noch einen Schritt nach vorne gemacht. Sogar Flöten und Geigen wurden symbiotisch in den Sound integriert („Another Black Day Under The Dead Sun“). Bei jedem Durchlauf von „Erasing the Remembrance“ fallen mir neue Details auf und der Spannungsbogen scheint in absehbarer Zeit nicht abzufallen. DOOMRAISER stehen nicht still, sie befinden sich in progressiver Entwicklung, soweit man im Doom so etwas behaupten kann, ohne gesteinigt zu werden. Gratulation zu diesem genialen Album! Und im Beigemerkt, meine bessere Hälfte findet es auch geil und das will schon was heißen.
Bewertung: 9 von 10