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26. Februar 2009

Leather Nun america - "Absence Of Light"

CD-Album
psycheDOOMelic 2008

LEATHER NUN america haben mir mit ihrem 2007er Release „All Your Kin“ gewaltig den Allerwertesten weggeblasen. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2009 und das aktuelle Album „Absence Of Light“ läuft in meinem Scheibchenrotierer. Grundsätzlich hat sich nichts am Stil der Kalifornier geändert und aus den Boxen ballert mir ultra heavy Doom Rock entgegen. Und wieder einmal braucht sich das Powertrio weder hinter seinen Vorbildern (Black Sabbath, The Obsessed, Spirit Caravan etc.) zu verstecken noch mangelt es ihm an frischen Ideen und Invividualität. Die Jungs segeln mit einem Orkan im Rücken selbstbewusst ihrem wohlverdienten Platz auf einem der vorderen Ränge im Doom Universum entgegen. Mit der richtigen Dosis Stoner Drive, peppigen Hooklines und ihrem lockerflockigen Schlagzeuggeschwurbel sind LEATHER NUN america der perfekte musikalische Begleiter in diversen Lebenslagen, ob man gerade die Autobahn mit geöffnetem Verdeck entlangdüst, sich die Frühstücksbrötchen schmiert oder einfach nur am sonnigen Strand mit nett zubereiteten Cocktails relaxt, völlig schnuppe. Die Laune bleibt in jedem Fall im oberen Grenzbereich. Wer da noch düster dreinblickt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Rock `n` Doom und Amen, die Lederschwestern sind wieder da!
Bewertung: 9 von 10
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Elliot's Keep - "In Medias Res"

CD-Album
Brainticket Records 2008

Die Bandmitglieder von ELLIOT’S KEEP sind allesamt keine Szeneneulinge. Bereits in den mittleren 90’ern war man zumindest in der Gegend um Dallas unter dem Namen Merauder bekannt (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Hardcore Metal Kombo aus New York). Nach längerer Pause entschied man sich wieder aktiv in die musikalische Öffentlichkeit zu treten. In Gedenken an ihren im Jahr 2004 unerwartet verstorbenen Wegbegleiter und langjährigen Freund wurde sich für ELLIOT’S KEEP als neuer Bandname entschieden. Über Brainticket Records erschien nun kürzlich das aktuelle Album. Die musikalischen Vorbilder vermitteln zunächst einen grundlegenden Eindruck von den Schubladen, derer sich bei der Entstehung von „In Medias Res“ stilistisch bedient wurde. Da wären Genregrößen wie etwa Solitude Aeturnus und Candlemass zu nennen, gefolgt von Iced Earth, Therion, Epica und Amon Amarth. In den sechs Songs des aktuellen Albums werden die Stile aber keineswegs zu einem Klangbrei verkocht, vielmehr zelebrieren ELIOTT’S KEEP getragenen Epic Doom und verbinden diesen mit Elementen des klassischen Heavy Metal und altbekannten Thrash/Death Trademarks. Dadurch gewinnt der Gesamtsound an Abwechslung und Eigenständigkeit. Die ausgedehnten epischen Passagen glänzen mit Doom Pathos und schweren Gitarrenriffs. Zur Auflockerung werden gezielt Doublebass Attacken eingestreut und die Anschlagfrequenz der Saiten mitunter ordentlich angezogen. Die überwiegend mittelalterlichen und fantastischen Geschichten werden sowohl von einer klassischen Gesangsstimme als auch mittels Death Grunts erzählt. Wer hier gediegenen Doom Rock erwartet, wird sich beim Hören von „In Medias Res“ eines besseren belehren lassen müssen, denn die Metal Keule schwingt ordentlich . ELLIOT’S KEEP spielen rassigen Epic Death Doom. Mir persönlich gefallen die langsamen Teile, egal ob sie von Gesang oder Geröchel begleitet werden, wesentlich mehr als das Thrashgeschrammel. Sowohl Doom Puristen als auch reine Extremfetischisten werden sich möglicherweise an der Stilvermischung stören. Wer sich in allen genannten Metalrichtungen zu Hause fühlt bzw. Genregrenzen für überwindbar hält, bekommt mit „In Medias Res“ ein abwechsungsreiches und instrumentalisch hochwertiges Album geboten, das auch noch mit einer fetten Produktion aufzuwarten vermag.
Bewertung: 7 von 10
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24. Februar 2009

Saturnalia Temple - "Ur"

CD/LP-Album
psycheDOOMelic 2008

Mit der Verpflichtung von SATURNALIA TEMPLE beweist das Psychedoomelic Records Label einmal mehr sein Händchen für qualitativ hochwertige Doom Veröffentlichungen. Bei der Band handelt es sich um ein schwedisches Dreiergespann, bestehend aus Tommie (guitar/chants), Peter (bass) und Paul (drums). „Ur“ ist sowohl der Arbeitstitel des aktuellen Albums als auch die zoologische Umschreibung des musikalisch dargebotenen. Man stelle sich also einem fiesen Auerochsen mit 3m Kopfrumpflänge, 1,80m Schulterhöhe, bis zu 80cm langen Hörnern und einer Tonne Lebendgewicht gegenüberstehend vor und transferiere diesen schwerwiegenden Eindruck auf den Sound von SATURNALIA TEMPLE. Der gemeine Musikhörer nähme vermutlich sofort panisch Reißauß aus Angst, von der auf ihn einstürzenden Klangmasse zerquetscht zu werden. Der nach Erdung lechzende Doom Maniac hingegen wird das „Tierchen“ sofort knuddeln und in seine wertvolle Exotensammlung aufnehmen, es hegen, pflegen und nie wieder herausgeben wollen. Jeder der fünf Tracks auf „Ur“ vermittelt mir das heimelige Gefühl, von einer gemütlich vor sich herschnaufenden Dampfwalze überrollt zu werden. Ich atme die Abgase bis tief in die Lungenflügel ein, lasse die Vibrationen genüsslich durch den Körper laufen und den zunehmenden Druck auf den gegen die Schädeldecke drängenden Neocortex als entspannungsförderndes Element zu. Entsprechend schiebt der dröhnende Bassteppich sabbathische Gitarrenläufe vor sich her wie die eurasische Platte den Himalaya. Die psychedelische Klangaura fühlt sich wie das durch Sauerstoffmangel verursachte Aussetzen der Hirnfunktionen in fast 9000m Höhe an. SATURNALIA TEMPLE erklimmen den Gipfel des Chomolungma mit den ersten Alben von Black Sabbath und Electric Wizards „Supercoven“ im Ohrstöpsel, vorangetrieben von durch Tsampa und Yakbutter verursachten Drö)))nungen im Allerwertesten – sozusagen ein „Ur“iges Naturerlebnis.
Bewertung: 9 von 10
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17. Februar 2009

KODIAK - s/t

CD/LP-Album
Denovali Records 2009

Nach langem Warten bringen KODIAK dieser Tage endlich ihr erstes offizielles Album heraus. Die Erwartungen hinsichtlich des Releases waren sehr hoch, weil ich mir bereits beim Stoner Hands Of Doom Festival im letzten Sommer einen bleibenden Eindruck von den Live Qualitäten der drei instrumentalen Ruhrpöttler verschaffen durfte. Auch die damals erhältliche Demo machte Lust auf mehr. Mittlerweile stehen KODIAK bei Denovali Records unter Vertrag und das hier zu besprechende Album kann beim Label vorbestellt werden. Leider wird es vorerst keine CD Version geben (...ist mittlerweile über Denovali erschienen - Anm. d. Verf.). Das sollte aber aus zwei Gründen zu verschmerzen sein: die beiden Songs können, allem Kommerz zum Trotz, direkt und kostenlos von der Labelseite als MP3 heruntergeladen werden. Wem das musikalische Bemühen der Band mehr wert ist, der darf sich die LP besorgen, welche im arktisch kühlen und sehr ansprechenden Design daherkommt. Dazu passend wird es 150 Exemplare mit eisblauem und 350 mit transparentem Vinyl geben.

Wer jetzt denkt, dass er sich verlesen hat, den kann ich beruhigen. Es gibt tatsächlich nur zwei Lieder, die dem Release aber aufgrund ihrer Überlänge ohne Weiteres zum Albumstatus gereichen. Titel Nummer eins schlägt mit gut 18 Minuten und Titel zwei mit reichlich 21 Minuten zu Buche. Mehr passt üblicherweise kaum auf zwei Vinylseiten. Wer sich Namen außerdem schlecht merken kann, auf den wird Rücksicht genommen. Das Hörerlebnis fängt, wie uns der erste Songtitel verrät, mit „Beginning“ an. Ebenso sparsam aber nicht minder beeindruckend setzt sich der instrumentale Tross gemächlich in Bewegung. Über eine Minute darf man sanften Cello-Klängen lauschen, die durch Emily von der schwedischen Postrock Band Audrey eingespielt wurden. Wie die Nebelschwaden beim Sonnenaufgang wird die vermittelte Ruhe behutsam von Gitarrenklängen durchzogen. Spätestens mit dem kraftvoll einsetzenden Schlagzeug erheben sich die Anschläge zu disharmonischer Bedrohung und der wabernd dröhnende Bass erstickt alle Romantik im heuchlerischen Keim. Panische Schreie im Hintergrund verstärken unterschwellig die durchdringende Eiseskälte. Einsamkeit breitet sich aus und lässt den Verstand verzweifeln. Der anfängliche Morgendunst hat sich zu einer schier undurchdringlichen, akustischen Nebelwand erhoben. Im letzten Drittel des Songs steigern sich die Instrumente in verzweifeltes Aufbegehren und vermitteln die aufbrechende Hysterie des imaginären Protagonisten, um im abrupten Abschluss sein unausweichliches, mentales Desaster zu manifestieren.

Der Titel „End“ lässt mich die geistige und physische Einöde miterleben. Aus der Ferne hallen bedrohliche Klänge wieder, dröhnendes Grollen verstärkt das Unwohlsein und eine dumpf verzerrte, traurige Stimme zitiert aus Lovecrafts „Mountains of Madness“. Das abrupt einsetzende gleichförmige Schlagzeugspiel und die sporadisch angeschlagenen Saiten vermitteln ein Gefühl des Gefangenseins in unaussprechlichen Weiten, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Das Arrangement verringert sich zu aggressivem Minimalismus. Die Instrumente verhallen dumpf und für lange Zeit in der Ferne, nur der leise Bass kündigt das drohende Ende an. Das abschließende Soundgewitter vermittelt weniger Hoffnung als den finalen Wahnsinn und die Sicherheit, dass danach nichts mehr ist und nie wieder sein wird.

KODIAK liefern mit ihrem aktuellen Album superben Ambient Post Doom ab und gewähren uns einen akkustischen Einblick in die mentalen Abgründe des menschlichen Daseins. Die Stärke der Kompositionen liegt im dramaturgischen Aufbau der Titel, die mit sparsamen, geradezu minimalistisch eingesetzten Stilmitteln in Szene gesetzt werden. Rein instrumental wird eine Geschichte erzählt, deren Inhalt der individuellen Fantasie überlassen bleibt. Jedem aufmerksamen Hörer sollte sich zumindest erschließen, dass es kein Happy End gibt.

Bewertung: 9 von 10
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4. Februar 2009

Samothrace - "Life's Trade"

CD/LP-Album
20 Buck Spin 2008

SAMOTHRACE aus Lawrence (Kansas/USA) ist eine verhältnismäßig junge Formation im Doom Universum. Seit 2005/06 entwickeln die Bandmitglieder mit ihrem in der DIY Punk/Hardcore/Metal Kommune verwurzelten Hintergrund einen höchst eigenes Sounduniversum jenseits des metallischen Mainstreams. Das erste Demo erblickte 2008 das Licht der Klangwelt. Im selben Jahr wurde bei 20 Buck Spin Records unterschrieben, um unter deren Flagge das erste Vollzeitalbum herauszubringen, das auf den Titel „Life’s Trade“ getauft wurde. „Life’s Trade“ vereint alle bekannten Tugenden des Doom: heruntergestimmter Sound, niedrige Taktfrequenz, überwiegend traurige Grundstimmung und Leid klagende Stimmen. Soweit ist das nichts Besonderes. Was Samothrace von der Masse abhebt, sind definitiv die Arrangements und die gekonnte Kombination verschiedener Doomgenre. Die Musik lässt sich am besten mit einem perfekt gekochten Essen vergleichen. Dabei kommt es grundsätzlich auf hochwertige Zutaten, die richtige Zubereitung und den besonderen Pfiff an. Als Basis für „Life’s Trade“ wird Funeral Doom bei geringer Flamme zu einem zähflüssigen Sud einreduziert. Dieses verfeinert man unter gemächlichem Rühren mit Sludge und psychedelischem Stoner im Verhältnis von jeweils 1 zu 3. Das ganze lässt man 4 mal 12 Minuten weiter köcheln und fügt öfters ein gutes Riff und eine schöne Melodie hinzu. Kurz vor dem Ende der Garzeit wird noch ein großes Stück Schmerz als Einlage beigefügt und das Ganze mit leichten Ambientklängen dezent abgeschmeckt. Beim Servieren achte man auf genügend Platz auf dem Plattenteller und nehme sich viel Zeit beim Verzehren und Verdauen. Als Beilage sind Einsamkeit und gedimmtes Licht zu empfehlen. Fazit: SAMOTHRACE liefern mit „Life’s Trade“ ein schweres Doomgericht auf Sterneniveau ab. Kompositorisch intelligent gesetzte Höhepunkte und auflockernde Querverweise zu verschiedenen Doomstilen erleichtern nicht nur nachhaltig die Verdauung, sie machen auch neugierig auf weitere Veröffentlichungen. Guten Appetit!
Bewertung: 10 von 10
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1. Februar 2009

Monarch - "Mer Morte"

LP-Album
Throne Records 2008

MONARCH haben sich mit ihrer sludgegeschwängerten Drone/Doom Variante einen Ruf weit über den französischen Untergrund hinaus erarbeitet. Im Gegensatz zu Genrekollegen wie etwa Sunn o))) u.a. haben sowohl Schlagzeug als auch Gesang (oder besser diabolisches Brüllkreischen) von jeher einen festen Platz im blaublütigen Quartett. Nach dem Debüt „666“, den Alben „Die Tonight“ und „Dead Men Tell No Tales“ sowie diversen Split-Releases mit Elysium, Moss und Grey Daturas schieben MONARCH nun ihr neuestes Werk in den Äther. „Mer Morte“ ist sowohl Albumname als auch der einzige Track des aktuellen Langspielers. Der Sound ist noch langsamer, hypnotischer, destruktiver und paranoider als zuvor. Emilie kreischt beängstigender denn je, Shiran und MicHell versetzen die Saiteninstrumente in noch dröhnendere Feedbackschwingungsschleifen und Stephane traktiert sein Schlagzeug mit solch hasserfüllter Wucht als hätte er noch eine offene Rechnung zu begleichen. „Mer Morte“ ist eine dreiviertel Stunde reinste Agonie, Körperfolter und Seelenschändung, möglicherweise der viel zu spät veröffentlichte Horrorsoundtrack zum Schwarzweiß-Filmklassiker „Nosferatu“, in gleichem Maße gruselig wie inspirierend - eine beeindruckende Fortsetzung ohne Wiederholungseffekt. MONARCH sind das lebende Beispiel dafür, dass Drone/Doom facettenreich und im höchst minimalistischen Sinne entwicklungsfähig ist. Wer dieses wunderbare Stück noch nicht sein Eigen nennt, sollte sich wenn noch möglich das edle und limitierte gold/schwarze Splattervinyl von Throne Records zulegen. Das Coverartwork ist typisch für monarchische Veröffentlichungen äußerst schlicht gehalten (goldenes Herz auf schwarzem Hintergrund). Weniger war schon immer mehr!
Bewertung: 9 von 10
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