Split-Album
No Sanctuary Records 2010
Es dröhnt gewaltig im polnischen Doom-Underground! Neben alten Bekannten bietet das Split-Album auch zwei eindrucksvolle Neuentdeckungen und beweist, dass bei unseren östlichen Nachbarn eine lebendige Drone-Szene existiert. Echoes Of Yul, die im letzten Jahr mit ihrem Debut in der DMF-Redaktion sämtliche Kinnladen herunterklappen ließen, eröffnen den Reigen. Das Duo bleibt abermals seinem einzigartigen Stil treu und liefert einen perfekt arrangierten Mix aus Drone, Noise und viel Atmosphäre. Synthieflächen, Samples und nicht zuletzt die typischen, monströs-tiefen, im Zeitlupen-Stakkato gespielten Gitarren zeichnen das Soundgewand der vier Songs aus. Im Vergleich zum ersten Album konnten sich Echoes Of Yul nochmals steigern und zeigen bezüglich Tempo, Groove und Gesang ihre Experimentierfreudigkeit. Mit den Jungs von Guantanamo Party Program wird der Drone-Anteil gehörig zurückgeschraubt, denn der Fünfer aus Breslau spielt atmosphärischen Sludge. Die zwei, vom Postrock angehauchten Tracks sind äußerst abwechslungsreich gestaltet und bestechen durch interessante Riffs und überzeugende Vocals. Für die elektronische Untermalung griff man auf die Hilfe von Jarek (Echoes OfYul) zurück. Am Ende des Albums gibt es noch einmal das volle Brett. Sun For Miles, offenbar ein amerikanisch-polnisches Projekt bietet drei hochkarätige, intensive Stücke. Während „The Struggle“ und „Barb Of Sorrow“ ohne weiteres auf Omega Massif’s „Geisterstadt“ oder Pelican’s „Australasia“ ihre Berechtigung finden würden, sticht das letzte Lied völlig heraus. Weniger ist mehr, lautet hier die Devise. Denn einzig elektronische Flächen und Effekte sorgen für eine düstere, bedrohliche Atmosphäre wie man sie sonst nur aus Horrorfilmen kennt. Umgarnt von diesem unheimlichen Mantel ist man Teilhaber am Versuch eines Insekts aus der gefahrvollen Hülle die aussichtslose Flucht zu riskieren. Von Erfolg scheint das Vorhaben letztlich nicht gekrönt zu sein, denn nach einem finalen Aufbäumen verstummt der Todeskampf. Diese mehr als gelungene Zusammenstellung kann auf voller Länge überzeugen. Schwächen sucht man bei dieser Split vergeblich. Für Fans des Genres definitiv ein Muss! 10/10 (by Flo)