LP-Album
Shark Men Records, i.corrupt.records 2010
Nach gerade knapp einjährigem Bandbestehen veröffentlichen RADARE mit „Infinite Regress“ ihr erstes Album. Bereits beim erstmaligen Hören sollte man sich immer wieder vor Augen halten, dass die vier Jungs die Platte im heimischen Proberaum in kompletter Eigenregie aufgenommen, gemischt und gemastert haben. Von einem derartig klaren Sound kann so manche überteuerte Studioproduktion nur träumen. Das Album enthält vier Songs, wobei Lied Nummer zwei jedoch in zwei Titel unterteilt ist, sprich, es sind eigentlich fünf Tracks. Eröffnet wird das Album mit „Morast“, jenem Song, der bereits auf dem „Deutschland’s Doomed Sampler“ bleibenden Eindruck hinterließ und eine exemplarische Einsicht in das vielseitige musikalische Spektrum von Radare gibt. Ein bedächtiger Anfang, bevor ein verzerrter Bass sich unweigerlich in den Vordergrund drängt, um sich anschließend mit einem charmanten, von Earth inspirierten Gitarrenlauf zu duellieren. Gesang setzt das Quartett nur diskret und eher im Hintergrund ein, um der Instrumentalisierung ihre volle Entfaltung zu gewährleisten. Aber spätestens an diesen Stellen kommen die Wurzeln der vier aus Mainz und Wiesbaden stammenden Musiker zum Vorschein, haben doch alle zuvor in einer Hardcore Band ihrer Leidenschaft gefrönt. So werden dann auch in bester Neurosis-Manier die Stimmbänder strapaziert und den Songs die entsprechende Härte verliehen. Unterlegt mit treibenden Sludge- und Postrock-Riffs gewinnen die Lieder so unaufhaltsam an Fahrt, dass nur eine musikalische Notbremse Schlimmeres verhindert. Ehe sich der Staub gelegt hat, befindet man sich auch schon in jazzigen Doom-Gefilden. Zusätzlich bereichert eine Posaune jene chilligen Passagen, die man sonst nur von Bohren und Der Club of Gore gewohnt ist. Die Klänge scheinen vertraut, haben aber dennoch ihren völlig eigenen Charakter. RADARE liefern eine viel versprechende Mixtur aus Doom, Sludge, Postrock und jeder Menge Jazz ab, die es in der Fülle erst einmal zu bändigen gilt. So würde es also klingen, wenn Scott Kelly bei Bohren anheuert. (by Flo)
Bewertung: 9 von 10