CD/LP-Album
World In Sound 2010
Das erste Vollzeitalbum von SAMSARA BLUES EXPERIMENT trägt seinen Namen zu Recht, denn was der geneigte Hörer hier geliefert bekommt, ist im wahrsten Sinne der Worte ein „Long Distance Trip“ – völlig abgespacter Stoner/Fuzz/70ies Rock, gepaart mit einer ordentlichen Dosis Blues und diversen esoterisch-experimentellen Einflüssen. Ursprünglich bei einer Jam-Session von Christian Peters (ex-Terraplane) ins Leben gerufen, mauserte sich die mittlerweile zum Quartett angewachsene Band schnell zu einer festen Größe im psychedelischen Live-Segment und konnte seine Bühnenfestigkeit bereits auf einer ausgiebigen Amerika Tour und diversen Club-Gigs unter Beweis stellen – und das bereits vor einer offiziellen Veröffentlichung. Das Debutalbum ist so etwas wie die Manifestierung ihres bisherigen Schaffens, weshalb sich unter den sechs Songs mit „Singata Mystic Queen“ und „Double Freedom“ zwei alte Demo-Tracks in neuer, erweiterter Fassung befinden. Beide legen sich als ausufernder Opener bzw. Abschlusssong mit genialen Blues-Soli und Sitar/Jaw Harp-Begleitung wie tibetanische Gebete um die vier neuen Tracks. Der zweite Albumsong „Army Of Ignorance“ ist das bisher doomigste Stück von SAMSARA BLUES EXPERIMENT überhaupt, zumindest beginnt es mit einem monstermäßig schleppenden Riff, um nach einer halben Minute fließend in treibendere Stonergefilde abzudriften. „For The Lost Souls“ hat die ersten vier Minuten lang etwas von Pink Floyd – atmosphärisch hallend, dezenter Bass, jazzig lockeres Schlagzeugspiel, singende Blues-Gitarre und Hammond-Orgel im Hintergrund. Dann wird wieder ordentlich die riffende Psychedelic Rock-Keule augepackt und Christians Gesang beklagt sich weit entfernt über die Lügen des Lebens. Wie genial: „Center Of The Sun“ beginnt mit einem wunderschönen Gitarrensolo, das in einer absolut spacigen Jam-Orgie ausläuft – die vertonte, 150 Millionen Kilometer dauernde Reise in das Zentrum unseres Sternensystems. Dort angekommen explodieren die Leads und Riffs geradezu, als würden sie von chromosphärischen Eruptionen und Sonnenstürmen mit unendlicher Energie versorgt. Erst beim Übergang in den Sonnenkern, bei einer Temperatur von mindestens 2 Millionen Kelvin, setzten die wohlige Entspannung und das Jam-Feeling wieder ein. „Wheel Of Life“ vertont anschließend akustisch-instrumental die Leben spendende Bedeutung unseres Zentralsterns, die wärmende Leichtigkeit, mit der die ersten Sonnenstrahlen jeden Frühling über unsere Haut streifen und die Schneeglöckchen und Krokusse aus der noch gefrorenen Erde herauslocken. Es sollte noch erwähnt werden, dass „Double Freedom“ mittlerweile zu einem fast dreiundzwanzigminütigen Psychedelic Stoner-Monster herangewachsen ist. Ich finde, dass sich „Long Distance Trip“ ganz einfach mit drei Worten beschreiben lässt: SAMSARA, BLUES und EXPERIMENT – außergewöhnlich ungewöhnlich und genial!
Bewertung: 10/10